Zeugen der Jungsteinzeit
Die Kreisverwaltung informiert: Zeugen der Jungsteinzeit
Hobbyforscherin findet 6500 Jahre alte Gerätschaften
Auf einem Acker zwischen Jüterbog und Bochow hat die Hobbyforscherin Leonore Pahl im Februar 2023 zwei bemerkenswerte Funde aus der frühen Jungsteinzeit entdeckt. Bei dem ersten Fund handelt es sich um ein flaches, komplett erhaltenes Steinbeil. Es ist 8,6 cm lang, 4 cm breit und wiegt 93 Gramm. Das Beil hat einen sich verjüngenden Nacken und eine 2,5 cm breite scharfe Schneide. Ursprünglich war das Beil in eine Fassung eingesetzt und diente wahrscheinlich als Dechsel, ein Werkzeug zur Holzbearbeitung. Das Werkzeug war zu klein, um damit Bäume zu fällen, aber es eignete sich gut zum Entrinden und Bearbeiten von Hölzern. Das Beil wurde aus einem Gneis gefertigt und ist komplett glattgeschliffen.
Bei dem zweiten Fund handelt es sich um das Bruchstück eines durchlochten Gerätes. Das Werkzeug ist im Schaftloch zerbrochen und besitzt ein spitz zugearbeitetes Ende mit einer 1 cm breiten scharfen Schneide. Das Fragment ist 6,5 cm lang, 3 cm breit, und das Schaftloch besitzt einen Durchmesser von 12 Millimeter. Was war die Funktion des kleinen durchlochten Gerätes? Zum einen könnte es sich um einen Spaltkeil handeln, mit dem man kleinere Holzstücke spaltete. Zum anderen eignet sich das kurze und spitze Ende hervorragend als Schlagwaffe, um verletzte Tiere zu töten oder Feinde zu attackieren.
Kreisgrabenanlage von Bochow
Das kleine Steinbeil wurde auf einem geschichtsträchtigen Ort gefunden. Dort befand sich die Kreisgrabenanlage von Bochow – das älteste Gemeinschaftsbauwerk im Land Brandenburg. Die Kreisgrabenanlage bestand aus zwei kreisförmigen Spitzgräben von 78 und 62 m Durchmesser. Im Inneren der Anlage konnten durch geomagnetische und archäologische Untersuchungen drei Palisadenringe nachgewiesen werden. Für die Bearbeitung der vielen Hundert Baumstämme wurden etliche Steinbeile benötigt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mit dem kleinen Steinbeil Hölzer vor Ort bearbeitet wurden, ehe man sie senkrecht in Pfostengruben einsetzte.
Die einmalige Fundstelle der Kreisgrabenanlage von Bochow ist durch Erosion stark gefährdet. Auf Initiative der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises und auch mehrerer Wissenschaftler*innen soll die Fläche, in der das Bodendenkmal liegt, aus der Beackerung herausgenommen und in Grünland umgewandelt werden. Dazu gibt es Gespräche zwischen der Kommune, der bewirtschaftenden Agrargenossenschaft und dem Landkreis.
Dank und Ausblick
Kreisarchäologe Dr. Stefan Pratsch dankt Frau Pahl für ihr Engagement als ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerin: „Ihre Funde tragen zu neuen Erkenntnissen für die Heimat- und Regionalgeschichte bei“. Dem Dank schließt sich die für Denkmalschutz zuständige Beigeordnete Biesterfeld an. Biesterfeld: „Die Funde unterstreichen, wie wichtig es ist, an diesem Ort keine weiteren Störungen des Bodens zuzulassen, um den Erhalt der für diese Region einzigartigen archäologischen Stätte nicht weiter zu gefährden“. Die neu gefundenen Steingeräte könnten bald im Stadtmuseum Jüterbog ausgestellt werden.
16. März 2023, Kreisverwaltung Teltow-Fläming
Foto: Fundstücke aus der Jungsteinzeit (Abb. Landkreis TF)
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